Die geheimnisumwitterte Villa Winter steht nicht weit entfernt von dem winzigen Ort Cofete in einer ansonsten menschenleeren Gegend an der Westküste der Halbinsel Jandia. Östlich der Villa Winter erhebt sich der 807 Meter hohe Pico de Jandia, der höchste Berg Fuerteventuras.

Zahlreiche Gerüchte und Spekulationen ranken sich um das außergewöhnliche, zweigeschossige Bauwerk, das im Nordwesten einen turmförmigen Anbau aufweist. Beispielsweise sollen die Kellerräume der Villa Winter über ein unterirdisches Tunnelsystem mit an der Küste gelegenen U Boot-Bunkern verbunden gewesen sein. Andere Gerüchte besagen, Adolf Hitler habe die Villa Winter als möglichen Exilsitz errichten lassen. Auch gibt es Spekulationen, dass hochrangige Nationalsozialisten nach dem zweiten Weltkrieg über die Villa Winter nach Südamerika geflohen sein könnten. Beweise für all diese Behauptungen fehlen allerdings bislang. Heute befindet sich die Villa Winter im Besitz der Gemeinde Pajara.

Benannt ist die Villa Winter nach dem deutschen Ingenieur Gustav Winter, der im Jahr 1893 in Titisee-Neustadt im Schwarzwald geboren wurde und seit 1915 an verschiedenen Projekten in Spanien gearbeitet hatte. In den 30er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts tauchte Winter schließlich auf Fuerteventura auf und pachtete im Auftrag von Hermann Göring große Teile der weitgehend unbewohnten Halbinsel Jandia. Ursprünglich war geplant in Morro Jable an der Südostküste der Halbinsel Jandia eine Fisch- und eine Zementfabrik zu errichten. Beide Projekte wurden allerdings mit Beginn des Zweiten Weltkrieges nicht weiter verfolgt.

Erst im Jahr 1947 kehrte Gustav Winter nach Fuerteventura zurück. Unweit von Morro Jable legte er die Tomatenplantage von Casa de Jorós an und verdiente relativ viel Geld mit der Viehhaltung. Vermutlich wurde zu dieser Zeit auch mit dem Bau einer asphaltierten Strasse begonnen, die zwischen Costa Calma und Jandia Playa an der Ostküste der Halbinsel Jandia beginnt und offensichtlich den Gebirgskamm überqueren sollte, der die Halbinsel Jandia in Nord-Südrichtung durchzieht. Allerdings endet die Strasse bereits weit unterhalb des steilen Bergrückens. Im Jahr 1962 übertrug die Firma Dehesa de Jandia S. A. 2.300 ha Land auf Gustav Winter. Winter behauptete später, es habe sich hierbei um eine Entschädigung für die Erschließung der Halbinsel Jandia gehandelt.

Kurz vor seinem Tod gab Gustav Winter im Jahr 1971 der Zeitschrift „Stern“ ein Interview, in dem er behauptete, die Villa Winter im Jahr 1958 erbaut zu haben. Die abgeschiedene Lage der Villa Winter auf der ansonsten menschenleeren Westseite der Halbinsel Jandia begründete er damals damit, ein Naturliebhaber zu sein. Merkwürdig ist allerdings, dass Gustav Winter selbst die Villa Winter wohl nie bewohnt hat. Auch wurde immer wieder behauptet, dass der Bau des Gebäudes bereits während des Zweiten Weltkrieges begonnen wurde. Unklar ist auch, ob die Villa Winter mit zwei weitgehend in Vergessenheit geratenen Rollfeldern an der Punta de Jandia in Verbindung steht.

Mit dem PKW dauert die Fahrt von Morro Jable bis zur Villa Winter rund 45 Minuten. Von Cofete aus gelangt man über eine holprige und stellenweise recht steile Piste bis direkt zur Villa Winter. Das Gebäude ist von Einheimischen bewohnt, die hinter dem Haus Hühner halten und etwas Gemüse anbauen.
Ausführliche Informationen zur Villa Winter finden Sie unter www.villawinter.com
Orte und Sehenswürdigkeiten in der Umgebung der Villa Winter
- Cofete
- Jandia Halbinsel
- Morro Jable