Die Gemeinde Betancuria ist mit nur rund 700 Einwohnern die kleinste der sechs Gemeinden auf Fuerteventura und besteht lediglich aus den drei Ortschaften Valle de Santa Inés, Vega de Río Palmas und Betancuria, wo auch die Verwaltung der gleichnamigen Gemeinde ihren Sitz hat.
Betancuria – die alte Hauptstadt Fuerteventuras
Der Ort Betancuria wurde bereits im Jahr 1405, also direkt nach der Eroberung Fuerteventuras, von Jean de Béthancourt gegründet und nach seinem Gründer benannt. Die ersten Siedler stammten wie Jean de Béthancourt selbst aus der Normandie. Mehr als 400 Jahre war Betancuria die Hauptstadt von Fuerteventura, ehe diese Funktion im Jahr 1835 an das an der Küste gelegene Puerto del Rosario abgegeben werden musste. Der Ort verlor anschließend weiter an Bedeutung und immer mehr Einwohner wanderten ab. Mittlerweile hat Betancuria nur noch rund 200 Einwohner und wirkt heute fast wie ein großes Freilichtmuseum.
Betancuria liegt, eingebettet in ein enges Tal, im zentralen Bergland von Fuerteventura, nicht weit von Antigua entfernt. Dieser Platz wurde für die Gründung der Siedlung bewusst gewählt, um einen gewissen Schutz vor Piratenüberfällen zu gewährleisten. Dennoch wurde Betancuria immer wieder von Piraten heimgesucht. So auch im Jahr 1593, als nordafrikanische Piraten unter Führung eines gewissen Xabán Arraez die Stadt plünderten und weitgehend zerstörten. Das heute zu besichtigende Betancuria stammt weitgehend aus der darauf folgenden Phase des Wiederaufbaus.
Aufgrund seiner Lage im zentralen Bergland von Fuerteventura fallen in Betancuria mehr Niederschläge als in den meisten anderen Regionen der Insel. Daher wirkt Betancuria viel grüner als andere Orte auf der Insel und Mandelbäume (Prunus dulcis), Kanarische Dattelpalmen (Phoenix canariensis) oder Johannisbrotbäume (Ceratonia siliqua) gedeihen hier auch ohne künstliche Bewässerung.
In Betancuria ist die Vergangenheit Fuerteventuras noch lebendig
Im Jahr 1410 wurde in Betancuria eine erste Kirche errichtet, die im Jahr 1424 vorübergehend sogar in den Rang einer Kathedrale erhoben wurde. Allerdings wurde das dazugehörige Bistum bereits sechs Jahre später wieder aufgelöst. Die ehemalige Kathedrale von Betancuria wurde 1593 bei dem Überfall nordafrikanischer Seeräuber schwer beschädigt. Die heute an gleicher Stelle stehende Pfarrkirche Santa María wurde im 17. Jahrhundert errichtet. Das dreischiffige Gotteshaus wurde damals als Wehrkirche gebaut, die den Einwohnern von Betancuria bei Piratenangriffen als Zufluchtsort dienen sollte. Charakteristisch für die doppelte Funktion des Bauwerks sind die dicken Mauern der Kirche, sowie die kleinen, weit oben liegenden Fenster.
Rund um die Kirche errichteten die Feudalherren Fuerteventuras zweistöckige Herrenhäuser, von denen einige auch heute noch erhalten sind. Eines dieser historischen Herrenhäuser, die Casa Santa Maria, beherbergt heute ein Restaurant, eine Bodega sowie ein Kunsthandwerksmuseum. Nicht weit entfernt von der Casa Santa Maria befindet sich auch das Rathaus von Betancuria, das ganz im traditionellen Baustil Fuerteventuras restauriert wurde und einen schön geschnitzten Holzbalkon aufweist.
Sehenswertes in und um Betancuria
Weitere Sehenswürdigkeiten in Betancuria sind das Museo Arte Sacro (Museum für kirchliche Kunst), das Casa Museo de Betancuria, das Archäologische Museum, sowie das einstige Franziskanerkloster Convento de Buenaventura. Oberhalb von Betancuria befindet sich der Aussichtspunkt Mirador de Morro Vellosa, von dem man einen wunderschönen Ausblick auf weite Teile Fuerteventuras genießt. Das eindrucksvolle Gebäude wurde von der Architektin Blanca Cabrera unter der künstlerischen Leitung des auf Lanzarote geborenen Künstlers César Manrique, auf der Spitze des 645 Meter hohen Tegú errichtet.