Der kleine Ort Vega de Río Palmas liegt südlich von Betancuria im zentralen Bergland von Fuerteventura.
In Vega de Rio Palmas, das zum Gemeindebezirk von Betancuria gehört, leben nur etwas mehr als 200 Menschen. Der idyllische Ort liegt in einem fruchtbaren Barranco, in dem zahlreiche Kanarische Dattelpalmen (Phoenix canariensis) und Tamarisken wachsen.
Im Vergleich zu vielen anderen Orten auf Fuerteventura fallen in Vega de Rio Palmas relativ viele Niederschläge, so dass die Menschen hier von der Landwirtschaft gut leben konnten. Es wurden unter anderem Getreide, Kartoffeln und Hülsenfrüchte angebaut. Heute spielt die Landwirtschaft in Vega de Rio Palmas keine große Rolle mehr. Nur wenige der zahlreichen Terrassenfelder in der Umgebung der Ortschaft werden heute noch landwirtschaftlich genutzt.
Die Kirche von Vega de Rio Palmas
Die Kirche von Vega de Rio Palmas, die Ermita de Nuestra Señora de la Peña, steht unweit der Hauptstrasse des Ortes. Hier befindet sich auch eine Figur der Virgen de la Peña (spanisch: Felsjungfrau), der Schutzpatronin von Fuerteventura. Die Ermita de Nuestra Señora de la Peña wurde zwischen dem 17. und 18. Jahrhundert errichtet. Das imposante Hauptportal wird von zwei Zwillingsglockentürmen gekrönt.
Die nur 23 Zentimeter große Alabasterstatue der Virgen de la Peña befindet sich im Hauptaltar der Kirche, der im Jahr 1769 entstand. Die Figur der Felsjungfrau gilt als die älteste Heiligenskulptur der Kanarischen Inseln und wurde im Stil der französischen Spätgotik gefertigt. Aus diesem Grund nimmt man an, dass Jean de Béthencourt die Skulptur bereits im Jahr 1402 oder 1403 aus seinem Heimatland Frankreich mitgebracht hat.
Die Geschichte der Felsjungfrau
Um die Statue der Virgen de la Peña rankt sich eine wundersame Geschichte, die sich im 15. Jahrhundert in der Nähe von Vega de Rio Palmas zugetragen haben soll. Der Sage nach soll damals der Franziskanermönch Juan de Santocraz eines Abends nicht in das Kloster von Betancuria zurückgekehrt sein. Daraufhin machten sich seine Glaubensbrüder auf, den Vermissten zu suchen. Von Hirten erfuhren sie von einem leuchtenden Stern, den diese im Barranco de las Peñitas unterhalb von Vega de Rio Palmas gesehen haben wollten. Schließlich fanden die Mönche Juan de Santocraz, der ihnen berichtete Lichter in einer Felswand des Barrancos gesehen zu haben. Am nächsten Morgen machten sich die Mönche unter der Führung des heiligen Didacus daran die Felswand zu öffnen um dem Geheimnis, das diese offensichtlich barg, auf die Spur zu kommen. Schließlich fanden sie in der Felswand die Statue der Felsjungfrau, die jetzt in der Kirche von Vega de Rio Palmas zu besichtigen ist. An der Stelle wo den Mönchen im 15. Jahrhundert dieses Wunder widerfahren ist, wurde später eine kleine Kapelle errichtet.
Aufgrund dieser wundersamen Geschichte wurde die Virgen de la Peña im Jahr 1675 zur Inselheiligen von Fuerteventura erklärt. Noch heute pilgern jedes Jahr zahlreiche Menschen am dritten Wochenende im September nach Vega de Rio Palmas um das Fest der Felsjungfrau zu feiern. Den Höhepunkt des mehrtätigen Volksfestes bildet eine Messe in der Kirche von Vega de Rio Palmas in deren Anschluss eine feierliche Prozession zu Ehren der Felsjungfrau stattfindet.
Zu Fuß durch den Barranco de las Peñitas
Von Betancuria aus kommend zweigt eine asphaltierte Strasse ungefähr einen Kilometer südlich der Kirche von Vega de Rio Palmas nach rechts ab. Dieser Strasse folgt man talabwärts einen weiteren Kilometer bis die Straße auf einer Brücke das ausgetrocknete Bachbett überquert. Kurz vor der Brücke beginnt hier ein Fußweg, der talabwärts durch den Barranco de las Peñitas führt. An dieser Stelle wachsen Schilf und Binsen, was auf der sonst so trockenen Insel Fuerteventura recht außergewöhnlich ist.
Nach den winterlichen Regenfällen kann hier sogar ein kleines Rinnsal entstehen, das aber bald in dem ausgetrockneten Bachbett versiegt.
Weiter talabwärts stehen zahlreiche prächtige Exemplare der Kanarischen Dattelpalme (Phoenix canariensis) die in dem Tal von Vega de Rio Palmas ausreichend Grundwasser finden um üppig zu gedeihen. In vielen anderen Teilen von Fuerteventura müssen die Palmen mittlerweile künstlich bewässert werden um zu verhindern dass diese absterben.
Setzt man seinen Weg talabwärts fort, so gelangt man in einen Bereich, in dem auf einer weiten Fläche zahlreiche Tamarisken und Kanarische Dattelpalmen (Phoenix canariensis) wachsen. Hier wurde in den 40er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts auch ein Staubecken angelegt. Mittlerweile ist die Embalse de las Peñitas aber vollkommen verlandet und teilweise mit Tamarisken bewachsen.
In den 40er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts wurden auf Fuerteventura unter der Franco-Regierung vier große Staubecken gebaut, die das Wasserproblem auf der Insel lösen sollten. Allerdings erwies sich das Projekt als nicht durchdacht, da die Staubecken rasch durch Sand und Geröll verlandeten. Unterhalb von Vega de Rio Palmas können noch heute die Seilwinden besichtigt werden, die damals beim Bau der Staumauer verwendet wurden.
Unterhalb der Staumauer verengt sich das Tal zu einer engen Schlucht. Die steil aufragenden Felswände schimmern leicht bläulich, da sie aus dem kristallinen Tiefengestein Syenit bestehen. Eine solche Gesteinsformation, die mit dem Granit verwandt ist und aufgrund tektonischer Vorgänge an die Oberfläche gelangte, findet man sonst auf Fuerteventura nicht.
Eine Besonderheit des Barranco de las Peñitas ist auch, dass sich hier auf der ansonsten so trockenen Insel zahlreiche große Wasserbecken befinden, in denen Wasserpflanzen und Frösche leben.