Das schmucke Dörfchen Tiscamanita gehört mit seinen rund 500 Einwohnern zur Gemeinde Tuineje und liegt im Zentrum von Fuerteventura. Wie in den übrigen Ortschaften der zentralen Ebene von Fuerteventura lebten auch die Einwohner von Tiscamanita früher von der Landwirtschaft. An diese Zeiten erinnern heute noch zahlreiche aus Natursteinen errichtete Bauernhäuser in Tiscamanita, die aber schon vor langer Zeit von ihren Bewohnern verlassen wurden und mehr und mehr verfallen. Die Kirche von Tiscamanita, die im Jahre 1699 erbaute Ermita San Marcos, befindet sich am südlichen Ortsrand.

Der weiß gekalkte, einschiffige Bau trägt ein rotes Ziegeldach. Die Fassade wird von zwei verschieden großen Glockentürmen flankiert. Der links des Hauptportals stehende Glockenturm ist wesentlich größer als der Glockenturm, der sich rechts des Portals befindet. Gleiches gilt für die Kirchenglocken von Tiscamanita. Auch sie sind unterschiedlich groß.

Das Mühlenmuseum in Tiscamanita
Am nördlichen Ortsende von Tiscamanita steht nahe der Strasse, die zum Nachbarort Agua de Bueyes führt, eine liebevoll restaurierte Windmühle, in der früher das in der Umgebung von Tiscamanita geerntete Getreide gemahlen wurde.

Ganz in der Nähe der Windmühle steht das ehemalige Haus des Müllers von Tiscamanita, in dem heute ein Mühlenmuseum, das Centro de Interpretación Los Molinos, untergebracht ist. Im Museum wird unter anderem die Herstellung von Gofio, dem Grundnahrungsmittel der kanarischen Ureinwohner, demonstriert. Gofio besteht aus geröstetem und anschließend gemahlenem Getreide, das mit Öl, Wasser und Zucker zu einer teigartigen Masse verknetet wird. Die Windmühlen auf Fuerteventura befanden sich nicht im Privatbesitz des Müllers, sondern wurden traditionell von der gesamten Dorfgemeinschaft genutzt. Der Müller wurde für seine Arbeit in Naturalien vergütet und erhielt einen Teil des gemahlenen Getreides bzw. des daraus hergestellten Gofios. Im Mühlenmuseum von Tiscamanita ist unter anderem auch ein traditioneller Filterstein zu besichtigen. Solche Filtersteine wurden in den vergangenen Jahrhunderten auf Fuerteventura dazu verwendet, um das in Zisternen gesammelte Regenwasser vor dem Trinken von Schwebeteilchen und sonstigen Verunreinigungen zu reinigen.

Aloe vera-Anbau bei Tiscamanita
Landwirtschaft im traditionellen Stil findet in Tiscamanita heute kaum noch statt. Allerdings wird die Heilpflanze Aloe vera entlang der Strasse, die von Tiscamanita nach Tuineje führt, mit Hilfe der sog. Enarenado-Methode auf einer Fläche von rund 25 Hektar angebaut. Im Zentrum der Anbaufläche steht eine Fabrik, in der verschiedene Aloe vera-Produkte hergestellt und verkauft werden. Die zu den Sukkulenten gehörende Heilpflanze Aloe vera wird auf Fuerteventura an verschiedenen Orten angebaut, um aus den pflanzlichen Inhaltsstoffen Cremes, Shampoos und weitere kosmetische Produkte herzustellen. Die Produkte werden unter dem Markennamen Aloexir vertrieben und sind in vielen Supermärkten und Geschäften auf Fuerteventura erhältlich.
